Im Verlauf von Konflikten, also deren Entstehung, Wahrnehmung, Verarbeitung und bestenfalls Lösung, gibt es eine Vielzahl möglicher Hürden und zahlreiche Lösungsansätze und Wege darüber hinweg.
Eine Einflussgrösse, die wir in der Konfliktlösung selten bedenken, ist die Sprechstimme.
Da ist einerseits die Stimme unseres Gegenübers, im Konflikt des Kontrahenden, auch als Feind empfunden.
Wir kennen die Aussage: „Ich kann seine/ihre Stimme nicht mehr hören.“
Da ist oft etwas dran, das fällt mir auch als Coach, Kursleiter oder Mediator immer wieder auf. In dieser Rolle muss auch ich mit dem Stimmklang meiner Gegenüber zurechtkommen, ihn dazu oft aktiv (Selbstmediation!) verarbeiten, um nicht auf Gefühls-Abwege zu geraten, mich stattdessen gedanklich zu öffnen.
Was uns selber kaum auffällt: unsere eigene Stimme hat ebenso einen wichtigen Einfluss auf die Gesprächssituation und auf die gesamte Konfliktlage.
… und andere Glaubenssätze aus Kindheit und Jugend verpfuschen vielen Menschen das Verhältnis zur eigenen Stimme.
Als studierter Musiklehrer und (Jugend-)Chorleiter mit Hauptfach Gesang sage ich: Musiklehrer und andere Lehrer, die solche Glaubenssätze angelegt haben, haben die mentale und körperliche Gesundheit ihrer Schützlinge genauso verletzt, wie es durch „nichtmusikalische“ Gewalt getan wurde und wird.
Kurzfristig – und im Hinblick auf einen aktuell heissen Konflikt - lässt sich das Verhältnis zur eigenen Stimme vielleicht nicht wesentlich verändern.
Bei wiederholt auftretenden Konfliktsituationen rate ich umso mehr, langfristig mit professioneller Hilfe an der Stimme zu arbeiten. Sie kann mittel- und langfristig Schlüssel dazu sein, die Eskalation von Konflikten etwas abzumildern. Oder sie sogar ganz abzuwenden.
Werde aktiv. Wende Dich an einen Profi.
Doch halt: das ist leicht gesagt.
Zur eigenen Stimme führen tatsächlich viele Wege, nicht zwingend der direkte über die Stimme selbst. Auch Entspannungstechniken oder Yoga können helfen, der Verzicht auf Rauchen und Alkohol wirken sich ebenso auf die Geschmeidigkeit des Stimmorganes und dadurch auf den Klang aus.
Und hör Dich um, ob Menschen in Deiner Umgebung einen besseren Zugang zu ihrer Stimme gefunden haben. Frag sie ruhig, wie sie das gemacht haben.
Abschauen und Nachahmen war schon immer eine wirksame Lernmethod. (Nur in der herkömmlichen Schule wird das leider bis heute meistens abgewöhnt).
Wichtig: wag es, auszuprobieren. Es gibt keine einzigwirksamen Wege.
Genauso, wie in der Mediation keine vorgestanzten Lösungen angeboten werden, sondern jede Konfliktlösung durch individuelle Erörterung und Vereinbarung gesucht und oft gefunden wird.
Hast Du schon einmal jemanden getröstet?
Stell Dir eine solche Situation vor und sprich im Selbstgespräch (keine Angst, das ist völlig gesund, solange Du das selber steuerst bzw. wahrnimmst!) mit einem „Übungsgegenüber“ (z.B. einem Teddybären oder dgl.)
Wie fühlt sich das an? Hast Du Dir zugehört? Wie denkst Du, dass sich Deine Stimme anhörte?
Wichtig ist, dass Deine Stimme ins Fliessen kommt. Und sich idealerweise ein Bisschen besser anfühlt als vorher.
Und vergleich Deine Stimme immer nur mit Deiner Stimme, nicht mit derjenigen einer Frau Fischer und auch nicht eines Herrn Domingo
Oh, nicht ganz simpel!
Grundsätzlich sind Tonhöhe und Lautstärke von Bedeutung, aber auch der Atemdruck.
Eine kleine Übung zum Atemdruck: Sparsame Atmung ohne Atemnot bedeutet im Allgemeinen, dass der Stimmdruck passt. Sprich dazu irgendetwas vor einer brennenden Kerze. Wenn sie gar nicht oder nur wenig flackert, ist alles bestens. Geht sie aus, ist entweder Dein Stimmdruck zu hart oder Deine Stimme verhaucht.
Und nimm Dir Zeit zum Sprechen. Das tut Deiner Kompetenzausstrahlung normalerweise keinen Abbruch. (Du hast so sogar mehr Zeit, gute Gedanken zu sortieren und zu äussern.)
Du findest viele weiteren Übungen dazu in praxisorientierten Fachbüchern oder auch im Internet.
Auch hier: Ausprobieren im Sinne ernsthaften Spielens, wie es kleine Kinder tun.
… doch weit gefehlt!
Ich habe tatsächlich schon Beschwerden bekommen wegen meiner Stimme und es haben sich wiederum schon Menschen in meine Stimme verliebt (bzw. durch meine Stimme in mich). Beides kann problematisch sein. Das zweite immerhin auch dann und wann schön.
Ich habe schon etliche nicht ungefährliche Situationen mit Tieren erlebt, etwa mit einem panischen Pferd oder mit Strassenhunden.
Eine tiefe Stimme (bei der die Stimmbänder sehr entspannt sind), ist eines meiner wichtigsten bewussten Instrumente.
Und ich rede auch mit meinem tierischen Gegenüber genauso, wie mit einem Menschen. Nix Babysprache oder dergleichen! Denn dadurch wird auch der Stimmklang zumeist lächerlich und infolge nicht mehr ernstgenommen.
Leicht gesagt, wenn das Herz in der Hose und der Puls im Hals sitzen!
Doch genau darum geht es: sich gedanklich so zu zentrieren, dass dieses Gefühl von Angst, Bedrohtsein oder sogar Panik wenigstens ein Stück weit kompensiert wird.
(Kannst Du Dich erinnern? Ich habe oben auch Yoga als Möglichkeit aufgeführt, die Stimme zu pflegen.)
Nicht immer alleinwirksam, aber immer mindestens als wichtige Zutat.
Ich wünsche Dir viel Geduld, Amusement und Erfolg beim Üben und Anwenden!
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